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Dritter weltwärts-Bericht von Fritz

vom 2. Juni 2011

Jetzt ist es wieder Zeit für den nächsten Bericht. Und es ist wieder vieles passiert und die Wahrnehmung auf das Land und die Leute hat sich wieder ein wenig verändert. Auch wenn die Aufregung die Anfangs stark vertreten war nachgelassen hat, hat man noch lange nicht alles gesehen und die Dichte der Erlebnisse nimmt nicht ab.

Trotzdem fängt man an, und nimmt sich die Zeit sich Gedanken darüber zu machen wie man sein Leben in Deutschland weiterführen will. So langsam rückt der Zeitpunkt näher wo man nicht mehr jeden Tag Chipsi Mayai essen kann (ein Tansanisches „Imbiss-Essen“).

Das Essen ist mir sehr ans Herz gewachsen. Als ich hier angekommen bin, war ich ein wenig enttäuscht, dass es nur so ungefähr 4 Gerichte gibt. Also man kann natürlich auch indisch, chinesisch oder arabisch essen gehen, jedoch dass was man hier jeden Tag bekommt und was alle anderen auch essen beschränkt sich auf eine kleine Auswahl. Irgendwann hab ich mir dann mal in den Kopf zurückgerufen, dass ich in Deutschland auch immer das Gericht „M 3“ beim Chinesen ausgesucht habe, und mir auch immer die gleiche Tiefkühlpizza gekauft habe. So war erst einmal die Einstellung gegenüber dem Essen ein wenig positiver geworden. Als dann mein Bruder letzten Monat kam (ein begeisterter Koch), hat er mir auch noch einmal gesagt: Dass was gutes Essen ausmacht, ist nicht unbedingt der Geschmack oder wie es angerichtet wird, sondern ob die Umgebung stimmt. Und wenn ich mir dann in meiner Stamm-bar meine Cola bestelle und der Koch mein Chipsi Mayai vorbereitet dann passiert das mit einer Individualität als ob diese Bar dazu bestimmt wäre Cola zu trinken und Chipsi Mayai zu essen auf Plastikstühlen mit dröhnender Musik im Hintergrund… So wird das Chipsi Mayai essen und Cola trinken jedes mal zu einen einmaligen Erlebnis woran ich mich immer gerne zurückerinnern werde.

Das liegt auch schwerwiegend an den Menschen die unglaublich authentisch sind und bei der Arbeit nie wirklich schlecht drauf sind, auch wenn sie oft so wirken als ob die Arbeit nichts anderes als Lästig sei. Dann schnackt man ein bisschen miteinander und genießt die Atmosphäre, die in keinem „Starbucks Cafe“ mit noch so guten Ledersesseln und noch so guter „Chill-Out Musik“ und mit einer hübschen Verkäuferin die mit dir umgeht als scheint ihr die Sonne aus dem Hintern hergestellt werden kann.

Das bringt mich schon zur nächsten „kulinarischen Köstlichkeit“ die diese Stadt zu bieten hat. Der Kaffee. Es rennen in dieser Stadt immer Männer mit Kaffeekannen und dafür gemachte Halter herum. Unter der Kaffeekanne legen die Männer immer heiße Kohle, so dass der Kaffee nie kalt wird. Wann immer man Lust bekommt nimmt man sich die Zeit, ruft den Mann heran und setzt sich auf den gerade zu verfügenden Gegenstand (Kanntstein, Auto, Baumstumpf oder Bank) und genießt seine kleine Tasse Kaffee. Dieser kleine Augenblick spiegelt für mich die Stadt Dar Es Salaam wieder! Die ganze Hektik und die ganzen Sorgen die diese 4 Millionenstadt beinhaltet lässt die Menschen völlig kalt. Man trifft sie immer mit einem Lächeln an, so etwas wie Stress und Hektik gibt es in den Köpfen dieser Menschen nicht. Dann immer wenn ich gerade irgendwo hin muss und ich nur noch den einen Gedanken in Kopf habe, nämlich pünktlich und möglichst ohne Umwege da anzukommen, dann sehe ich den Mann mit der Kaffeekanne und nehme mir die Zeit um eine kleine Tasse Kaffee zu trinken. Dabei geht es mir nicht um den Geschmack, sondern darum die Straße wo ich eben noch mit einem bestimmten Gedanken entlanggegangen bin, jetzt mit einer Tasse Kaffee aus anderen Augen zu sehen. Klasse.

Es sind die kleinen Dinge die ich hier sehr genieße und mich das Leben hier lieben lernen. Auch wenn mir immer gesagt wird von den Menschen die hier in dieser Stadt wohnen: „Das Leben ist für viele Menschen sehr Hart und schlecht.“ Ich komm nicht daran vorbei dann zu erwidern, dass diese Stadt dennoch viel Potenzial hat.

Es wuchert vor sich hin. In Gegensatz zu Europa wo man ein Stadtbild durch einige Gebäude, Stadtteile, Wetter und Menschen begrenzen kann lässt sich das aus dieser Perspektive sehr schlecht sagen. Ich kann zum Beispiel sagen:“Ah ja, Hamburg hat die Hafencity, die Sternschanze, das schlechte Wetter, die Elbe und sehr raue doch herzige Menschen.“ Doch Dar es Salaam kann ich nicht auf Sehenswürdigkeiten und Wetter beschränken. Es ist als ob diese Stadt vor leben explodiert. Dort wo die Politiker und Firmenchefs wohnen bauen sich die Leute die gar nix besitzen kleine Hütten zwischen die Villen. In den kleinsten Straßen sitzen Leute mit ihren Computern und brennen CDs mit Musik und Filmen drauf. Nachts wo niemand mehr auf der Straße ist, sitzt eine alte Frau an der Ecke und verkauft kleine Lutschbonbons. Am Rand eines nicht bewohnten Industriegebietes steht eine Würfelbude. Außerdem scheint es als ob der Stau nie aufhören würde. Ich plane für den Weg zu meinem Training 1 ½ Stunden -Hinfahrt- mit dem Bus ein um dann 2 Stunden Training zu haben und wieder 1 ½ Stunden zurückzufahren. Eine Sache an die ich mich nicht gewöhnen kann.
Eine andere Sache die mir ein bisschen gespenstisch scheint ist die Macht des Geldes. Man glaubt gar nicht wie viel Eindruck man macht, wenn man Geld hat. Das heißt nicht, dass dieser Eindruck gut ist. Ich finde hier sehr schwer Menschen, die nicht auf das Geld achten das man besitzt. Oft kennzeichnet es sich durch schlechtes Benehmen ab nach dem Motto „Hey, der besitzt ja sowieso schon viel, den stört das nicht…“. Oder dein gegenüber wird ruhig, sogar eingeschüchtert und meint sich nicht alles erlauben zu dürfen…Das schlimme an der ganzen Geldgeschichte ist, dass wenn andere dich nach dein Besitz beurteilen, du automatisch darüber nachdenkst, weil du es verstehen willst. Das kann ein verrückt machen. So wird man zu einem Menschen der sehr stark auf das Geld achtet. Zum Beispiel habe ich kein Problem wenn ich meinem Freund „Günther“ das Busgeld ausgebe. Doch muss er mir zeigen, dass er sich dessen Bewusst ist und sobald er mal etwas mehr besitzt als sonst, mir das Ticket ausgibt. Das zeigt mir dann seine Dankbarkeit, und dass er nicht sagt:“Heute gehe ich wieder zum Fritz, da brauche ich ja kein Geld mitnehmen. Denn Essen und Busgeld macht er ja immer für mich locker.“

Manchmal stoße ich mit diesen benehmen dann den Leuten vor den Kopf, wenn ich ihnen sage dass ich die Getränke eigentlich nicht zahlen will, nur weil ihr euch an meinen Tisch gesetzt habt. Aber was soll ich machen, wenn das Geld ein großer Grund ist warum die Leute mit mir in Kontakt treten. Ich kenne nur sehr wenige Menschen, von vielen hier, die es ernst mit mir meinen.

Wenn ich zurück nach Deutschland komme, werde ich erst einmal geschockt sein von vielem Geld was dort für einige Artikel oder Unternehmungen ausgegeben wird, wo ich doch hier um die 25 Cent kämpfe, weil es mir um das „PRINZIP“ geht.

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